Freundschaft über Grenzen
internationale Kontaktclubs
Geciteerd uit het jubileumboek:
75 Jahre Rotary Club Remscheid
1932-2007
Geschichte und Gegenwart
Der Wunsch, mit europäischen Clubs ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, regt sich bei den Remscheider Freunden bereits in den frühen fünfziger Jahren. 1952 beginnen – zunächst vorsichtige – Kontaktversuch mit dem RC Cambrai (Frankreich). Dem voraus geht ein privater Kontakt (siehe unten). Man besucht sich gegenseitig mit kleinen Delegationen und trifft sich an neutralen Orten, zum Beispiel in den Niederlanden. Offenbar springt der Funke der Sympathie bald über: Man wünscht sich gegenseitig zum Partner! Und Rotary International gibt seinen Segen.
In den nächsten Jahren kommt es zu Treffen – wechselweise – jeweils an den Heimatorten, „einfach, familiär, die persönlichen Beziehungen intensivierend“. Es entwickelt sich ein herzliches Verhältnis, wie auch der familiäre Jugendaustausch (siehe dort) bestätigt. Die Clubs unterrichten sich gegenseitig über ihre Aktivitäten sowie über wichtige Vorkommnisse und bezeugen so ihre Anteilname. Und man erfreut sich an spontanen, oft berufsbedingten „Zwischentreffen“, zum Beispiel auf Messen und internationalen Ausstellungen.
Im September 59 fragt der RC Herne-Bay beim Remscheider Club an, ob man ein Kontaktverhältnis wünsche; Cambrai vernimmt den Kontaktwunsch mit großer Freude. Mitte 1960 kommt es zum ersten Dreiertreff: Cambrai und Remscheid folgen der Einladung Herne-Bay’s zur Ladies’ Night im Mai. Das Treffen ist ein voller Erfolg – der Kontaktwunsch wird gegenseitig besiegelt.
Zum niederländische RC Emmen besteht schon länger Verbindung durch die großzügige Bereitschaft, deutschen Kindern Ferienaufenthalte zu bieten. In den fünfziger Jahren stellt RC Emmen mehrfach über 20 zwei- bis dreiwöchige Ferienplätze für Deutsche Kinder bereit, unter anderem auch für Flüchtlingskinder. Die holländischen Rotarier holen die Kinder in ihren Privatwagen ab, Remscheider Rotarier besorgen den Rücktransport aus Holland – dabei kommt es zu überaus herzlichen Begegnungen zwischen holländischen und Remscheider Freunden; hier legt sich wohl die Grundlage für die andauernde herzliche Beziehung zwischen den RC’s Emmen und Remscheid, die zu einer festen Partnerschaft beider Clubs wurde.
So kommt auch Emmen mit ins Boot: die vier Präsidenten treffen – jeweils mit kleiner Eskorte – im September 59 in Aachen zusammen.
Das persönliche Verhältnis zwischen den Delegationsteilnehmern entwickelt sich offenbar so gut und so stürmisch (interne Bezeichnung dieses Treffs: „First International Snaps-Meeting“), dass man den Viererpakt begründet und jährliche Treffen – reihum, mit Damen – verbindlich festlegt. Der Mai 61 erlebt das erste Vier-Länder-Treffen in Remscheid. Versammlungsort ist der stilvolle Rittersaal auf Schloss Burg; 58 Gäste aus Frankreich, den Niederländen und England werden van den Remscheidern und ihren Damen herzlich empfangen. Die Gastgeber dürfen – bei aller gebotenen Bescheidenheit – das Treffen als einen sehr gelungenen Erfolg buchen. Damit ist der jährliche Turnus eingeleitet: 1962 Cambrai, 1963 Emmen, 1964 Herne-Bay.
Nun zeigen sich erste Schwierigkeiten: Die Begeisterung an den Treffen, die sehr viele Gäste aktiviert, bringt die veranstaltenden Clubs in Unterbringungsschwierigkeiten. So wird vorgeschlagen, sich alle zwei Jahre alternierend „auf eigene Rechnung“ an einem neutralen Ort zu treffen, um die Clubs kostenseitig nicht zu überfordern. Anfang 65 treffen sich die Präsidenten, um eine Lösung zu erarbeiten: „kein befrackter Aufwand, keine kostspieligen Exkursionen, keine atemberaubende Inanspruchnahme der Gastgeber.“ Man überlegt Quoten für Teilnehmende Rotarier mit Damen, dies soll jedoch nicht die Teilnahme der Jugend einschränken. Jugend ist wichtiger als eine komfortable Unterbringung! Rotarisch einfach! Man will rotarische Familien und die umgebende Heimat erleben. Diese Diskussion wird lange Jahre immer wieder neu belebt.
Trotz aller Bemühungen: Die „Vier-Länder-Treffen“ neigen auch in de folgenden Jahren zu „offiziellen Veranstaltungen mit Austausch von Delegationen“. Viel familiärer geraten die Zwischentreffs, ohne großes Programm und formelle Zwänge, ganz dem gegenseitigen Gespräch, dem vertieften Kennenlernen, der Entwicklung der Freundschaft gewidmet.
Wenn man es recht bedenkt – zeigt nicht gerade die kritische Auseinandersetzung mit Form und Organisation der internationalen Treffen sowie der Wunsch, das „Drumherum“ zurückzuführen, die persönlichen Kontakte zu intensivieren, wie sehr das rotarische Anliegen gezündet hat? Das Anliegen nämlich, in Menschen unterschiedlicher Nationalität das Verlangen zu wecken, sich persönlich besser kennen und damit verstehen zu lernen?